Kryptos in Europa
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Kryptos in Europa: Macht die EU die Adaption schwierig?

Während in Übersee Milliardensummen in Bitcoin-ETFs fließen und in Asien ganze Städte blockchainfähig gemacht werden, wirkt Europa wie ein Kontinent, der lieber eine neue Verordnung schreibt als einen Schritt in Richtung digitaler Finanzrealität zu machen.

Dabei liegen die Zahlen längst auf dem Tisch und sie sind eindeutig. Eine aktuelle Erhebung von Bitpanda zeigt: Das Interesse an digitalen Assets ist riesig. Die Regulierung allerdings wirkt, als habe sie davon noch nichts gehört.

Die Bevölkerung ist längst bereit, aber der Zugang bleibt versperrt

Die Bevölkerung ist längst bereit für Kryptos in Europa

Eine Bitpanda-Studie hat Zahlen geliefert, die eigentlich nicht mehr ignoriert werden können. Satte 80 % der Europäer halten Kryptowährungen für eine zukunftsfähige Anlageklasse. Keine wilde Spekulation, kein kurzer Hype, sondern ein ernstzunehmender Bestandteil ihrer Finanzstrategie.

Noch spannender wird’s bei der Frage nach dem bevorzugten Zugang. Mehr als die Hälfte der Befragten würde digitale Währungen aktiv nutzen, wenn sie diese über die eigene Bank oder Sparkasse handeln könnten. Sicherheit, Vertrauen, Komfort. Die Menschen wollen nicht auf dubiose Plattformen ausweichen, sondern erwarten Angebote dort, wo sie ohnehin ihr Geld verwalten.

Doch genau das bleibt Wunschdenken. Die große Mehrheit der europäischen Banken hält sich entweder komplett raus oder bietet maximal Alibi-Produkte an, die mit echter Krypto-Funktionalität nichts zu tun haben. 

Wer investieren will, muss sich mühsam durch Registrierungsprozesse kämpfen, sich mit neuen Interfaces anfreunden oder auf Anbieter außerhalb der EU ausweichen. Die Zahlen zeigen deutlich: Die Nachfrage ist da, doch das Angebot ist eine Mischung aus Misstrauen, Verweigerung und technischer Überforderung.

Reguliert Europa sich aus dem eigenen Markt?

Mit der Markets in Crypto Assets Regulation (MiCA) wollte die EU eigentlich genau das Gegenteil erreichen. Endlich einheitliche Regeln, klare Zuständigkeiten, sichere Rahmenbedingungen. Eine große Vision.

In der Realität sieht es anders aus. MiCA bringt einen Wust an Anforderungen mit sich, der vor allem eins tut: den Einstieg für kleinere Anbieter massiv erschweren. Wer heute in der EU eine Krypto-Plattform betreiben will, muss nicht nur tief in die Tasche greifen, sondern auch durch einen Dschungel an juristischen Pflichten und technischen Auflagen.

Dezentral organisierte Projekte, also genau die, die Krypto eigentlich groß gemacht haben, finden in diesem Regelwerk praktisch keinen Platz. Kein Ansprechpartner, kein zentraler Betreiber, keine Lizenz. Also auch kein grünes Licht.

Wie weit das inzwischen reicht, zeigt sich selbst bei simplen Dingen. Wer in Europa heute ganz alltäglich XRP kaufen will, also jene digitale Währung, die vor allem für schnelle und günstige internationale Transaktionen entwickelt wurde, landet oft auf Plattformen außerhalb der EU. Der Grund: Viele heimische Anbieter werden durch die regulatorische Komplexität ausgebremst oder gar nicht erst zugelassen.

Dabei wünschen sich laut Bitpanda-Studie über 70 % der Europäer einen Regulierungsrahmen, der Innovation ermöglicht und begleitet. Kein Wildwuchs, aber auch kein Kleingedrucktes, das am Ende nur Großkonzerne bedienen können.

MiCA trifft häufig nicht die schwarzen Schafe, sondern die ehrlichen Projekte, die gerne in der EU wären, sich die bürokratischen Hürden aber schlicht nicht leisten können. Ein Paradox, das dem europäischen Markt mehr schadet als nützt.

Proof-of-Work, Energie und Kontrolle

Ein wiederkehrender Aufreger: der Energieverbrauch von Bitcoin. In Brüssel wird gerne mit erhobenem Zeigefinger auf die Stromfresser der Blockchain-Welt gezeigt. Der Proof-of-Work-Mechanismus von Bitcoin steht dabei ganz oben auf der Liste der Übeltäter.

Dass die tatsächlichen Emissionen längst nicht mehr dem Horrorbild von 2017 entsprechen und ein Großteil des Minings inzwischen mit erneuerbarer Energie geschieht, interessiert dabei erstaunlich wenig. Die Debatte wird emotional geführt, nicht faktenbasiert.

Doch hinter der Energiefrage steckt noch ein anderer Punkt. Die Angst vor Kontrollverlust. Bitcoin ist dezentral, nicht manipulierbar, keinem Staat verpflichtet. Für viele politische Entscheidungsträger ist das kein faszinierendes Feature, sondern ein rotes Tuch.

Ein Verbot von Bitcoin steht zwar aktuell nicht ernsthaft im Raum, aber allein die wiederholte Diskussion darum sorgt für Unsicherheit. Investoren und Entwickler beobachten genau, wie sich der Ton verändert und ziehen ihre Schlüsse.

Während Europa reguliert, bauen andere Ökosysteme Zukunft

Während Europa reguliert, bauen andere Ökosysteme Zukunft

Ein Blick über den Tellerrand zeigt, wie man es auch machen kann. In den USA wurden 2024 die ersten Bitcoin-Spot-ETFs zugelassen, mit durchschlagendem Erfolg. Institutionelles Kapital strömt in die Märkte, große Vermögensverwalter bringen sich in Stellung.

Dubai und Singapur haben sich zu wahren Krypto-Magneten entwickelt. Klare Regeln, steuerliche Anreize und vor allem: eine politische Haltung, die technologische Offenheit mit wirtschaftlichem Denken verbindet. Und Europa? Bleibt hinter verschlossenen Türen, während draußen das Konzert beginnt.

Die Bitpanda-Daten zeigen, dass das Vertrauen der Nutzer überall dort besonders hoch ist, wo es Transparenz und praktikable Lösungen gibt. Doch genau das fehlt hierzulande. Während sich andere Standorte zur Krypto-Zukunft bekennen, diskutiert Europa über Paragrafen und Prüfpflichten.

Eine gefährliche Diskrepanz

Dass Banken zögern, ist nachvollziehbar. Der rechtliche Rahmen wirkt unklar, Risiken lauern überall. Doch aus der Nutzerperspektive ist das kaum erklärbar. Denn die Bitpanda-Studie bringt es auf den Punkt: Rund drei Viertel der Befragten würden Krypto-Angebote aktiv nutzen, wenn diese einfach in bestehende Apps und Bankanwendungen eingebunden wären. Die Technik wäre da. Embedded-Finance-Lösungen wie jene von Bitpanda zeigen, dass es funktioniert.

Aber es fehlt am politischen Willen. Statt Rückenwind gibt es Gegenwind. Von Behörden, Entscheidungsträgern, Meinungsführern, die Krypto mit Glücksspiel und Klimakatastrophe in einen Topf werfen.

So entsteht eine gefährliche Lücke: Die Menschen wollen, die Anbieter könnten, aber die Politik steht auf der Bremse. Das Ergebnis ist ein Markt, der künstlich klein gehalten wird, obwohl er längst bereit für den nächsten Schritt wäre.

Die Regulierung hinkt der Realität hinterher und der Rückstand wird größer

Europa verpasst gerade eine historische Chance. Die Menschen sind bereit, der Markt und der Lifestyle sind da, das Know-how ebenso. Doch die politischen Strukturen halten nicht Schritt. Die Bitpanda-Studie ist kein Einzelruf. Sie steht exemplarisch für einen Kontinent, in dem Nutzer längst weiter sind als ihre Gesetzgeber.

Wenn weiterhin mehr Zeit in Paragrafen als in Lösungen investiert wird, dann wird Europa erneut den Anschluss verlieren. So wie beim Internet. So wie bei Plattformökonomie und KI. Die entscheidende Frage ist längst nicht mehr, ob Krypto in der Finanzwelt ankommt. Sie ist schon da. Die Frage ist nur: Spielt Europa noch mit, oder schaut es wieder von außen zu?

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